Lochbach (Itter)

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Lochbach
Daten
Gewässerkennzahl DE: 27382
Lage Nordrhein-Westfalen, Deutschland
Flusssystem Rhein
Abfluss über Itter → Rhein → Nordsee
Quelle Bei Solingen-Gräfrath
51° 11′ 11″ N, 7° 4′ 41″ O
Quellhöhe ca. 229 m ü. NHN[1]
Mündung Bei Solingen-Ohligs in die ItterKoordinaten: 51° 10′ 24″ N, 6° 59′ 13″ O
51° 10′ 24″ N, 6° 59′ 13″ O
Mündungshöhe ca. 76 m ü. NHN[1]
Höhenunterschied ca. 153 m
Sohlgefälle ca. 19 ‰
Länge 7,9 km[2]
Einzugsgebiet 8,801 km²[2]
Großstädte Solingen

Der Lochbach ist ein Fließgewässer in Solingen. Er entspringt mehreren Quellen bei der Hofschaft Obenscheidt in Solingen-Gräfrath und mündet bei Maubeshaus in Solingen-Ohligs linksseitig in die Itter. Ältere Bezeichnungen sind Lobach, Lohbach und Laubach für den Oberlauf, Brosbach oder Brobach für den Unterlauf des Bachs.[3] Der Name des Baches ist von dem Hofschaftsnamen Loch abgeleitet.

Teile des Lochbachtals sind als Biotopschutzflächen ausgewiesen, welche durch die Stiftung zum Schutz von Tier und Natur Solingen e.V. eingerichtet und unterhalten werden.[4] Das Lochbachtal ist heute in weiten Teilen ein ausgewiesenes Landschaftsschutzgebiet in Solingen, das durch Wanderwege erschlossen ist.[5]

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quellen und Verlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Lochbach entspringt in zwei Quellen zwischen der Hofschaft Obenscheidt und der Schlagbaumer Straße sowie südlich dem Fernmeldeturm Solingen im Solinger Stadtteil Gräfrath. Einer der beiden Quellbäche ist der sogenannte Lochbachsiefen.[6] Geologisch werden durch den Lochbach die Solinger Hochfläche sowie durch mehrere kleinere Zuflüsse die nördlich und südlich gelegenen Höhenrücken der Ohligser Terrassenriedel in Richtung der Itter entwässert. Der Lochbach führt bis Ohligs inmitten von zwei Höhenrücken in weiten Teilen durch ein Tal, das meist nur dünn besiedelt, aber teils stark bewaldet ist. Vereinzelt verlaufen Straßenverbindungen durch das Lochbachtal, die die beiden Höhenrücken miteinander verbinden. In Ohligs ist das Gelände weitaus flacher und fällt zum Lochbach hin nur noch geringfügig ab.

Nach seiner Quelle verläuft der Lochbach in westliche Richtung südlich des Städtischen Klinikums Solingen zunächst teilweise verrohrt unter der Frankenstraße sowie der Viehbachtalstraße hindurch, ehe er ab Hecken an der Oberfläche verläuft. Im Bereich Dültgenstal wird er ein erneutes Stück verrohrt geführt. Weiter verläuft der Bach über Loch, Tiefendick – vorbei an der ehemaligen Färberei Carl Jaeger –, die Hofschaft Bech sowie die historische Parkanlage Stadtgarten am Schwarzenhäuschen. Vorbei an der Poschheider Mühle verläuft der Lochbach ein kurzes Stück unterirdisch unterhalb der Bahnstrecke Haan-Gruiten–Köln-Deutz nördlich des Solinger Hauptbahnhofes. Der Bach verläuft anschließend parallel zur Oberen Hildener Straße südlich von Kottendorf, bevor er parallel zur Lübecker Straße verläuft. Dort wird bei Maubeshaus das Klärwerk Ohligs des Bergisch-Rheinischen Wasserverbandes erreicht. Kurz vor der Grenzstraße und der Stadtgrenze zu Haan mündet der Lochbach in einer Überflutungsfläche in die Itter.

Zuflüsse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgeführt sind alle Zuflüsse des Lochbachs, die in der amtlichen Gewässerkarte der Stadt Solingen mit eigenem Namen eingezeichnet sind:[7]

  • Eigener Siefen (rechts)
  • Eigener Pöttbach (rechts)
  • Demmeltrather Bach (rechts)
  • Büschberger Bach (links)
  • Mummenscheider Bach (rechts)
  • Merscheider Bach (links)
  • Deusberger Bach (rechts)
  • Suppenheider Bach (links)
  • Wilzhauser Bach (rechts)

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nutzung der Wasserkraft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit der frühen Neuzeit wurde die Wasserkraft des Lochbach für den Antrieb von Wasserbauwerken genutzt, da die Nutzung der Wasserkraft in der Region des Bergischen Landes ertragreicher war als der Ackerbau. In den zahlreichen Schleifkotten entlang des Lochbachs wurden in frühen Zeiten vor allem Blankwaffen sowie Schwerter oder Degen hergestellt, bevor die Produktion in späteren Zeiten auf konventionelle Schneidwaren wie Messer oder Besteck umgestellt wurde. Ab dem 17. Jahrhundert kamen vereinzelt auch Fruchtmühlen oder Hammerwerke hinzu, die jedoch gegenüber den Schleifkotten in der Minderheit blieben.

Erst nach der Einführung der Dampfkraft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Fertigung von Schneidwaren in Solingen ortsunabhängig möglich. Viele Schleifer zogen in sogenannte Dampfschleifereien auf die Höhenrücken um, in denen sie unabhängig von den natürlichen Einflüssen wie Hochwasser oder Trockenheit ihre Produkte herstellen konnten. Manche der nicht mehr benötigten Schleifkotten wurden in Wohnhäuser umgewandelt, die meisten jedoch wurden abgerissen, da sie abseits städtischer Bebauung lagen oder zu klein für eine anderweitige Nutzung waren.

Zu den Wasserbauwerken entlang des Lochbachs zählten vor allem:[3]

Ab 20. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der langen (vor-)industriellen Nutzung der Wasserkraft wurde der Lochbach in der Mitte des 20. Jahrhunderts an vielen Stellen begradigt, auch einige Regenrückhaltebecken zum Schutz vor Hochwasser wurden durch den Itterverband angelegt, den Vorläufer des heutigen Bergisch-Rheinischen Wasserverbands. Der Lochbach wurde teilweise verrohrt, zudem musste er die Abwässer einiger angrenzender Industriebetriebe und privater Haushalte aufnehmen.[8]

Ab den 1980er Jahren wurde mit der Renaturierung des Lochbachs begonnen. Dazu wurden die verrohrten Verläufe freigelegt und der Bach wieder in ein natürliches Bett geleitet. Im Bereich südlich von Lehn entstand durch die Stiftung zum Schutz von Tier und Natur Solingen eine Biotopschutzfläche rund um den Lochbach, die durch die ehrenamtlichen Mitglieder der Stiftung betreut wird.[8]

Naturschutz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Lochbachtal wurde im Jahre 2006 als Teil des Landschaftsschutzgebietes Zentrale Höhenrücken und Bachtäler als schützenswerte Landschaft anerkannt.[5]

Das Bachtal, in dem der Lochbach fließt, wurde ab der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wieder aufgeforstet, nachdem die Wälder zuvor zur Ausbeutung der Holzvorkommen weitgehend kahlgeschlagen wurden. Dabei wurden vor zwischen 1830 und 1850 auch zahlreiche Buchen gepflanzt, die bis heute Teile des Lochbachtals prägen. Die alten Buchen gelten als ökologisch sehr wertvoll, da sie vielen Tieren wie Fledermäusen Lebens- und Rückzugsräume bieten. Aufgrund der Trockenheit nehmen die alten Buchen seit Ende der 2010er Jahre zunehmend irreversible Schäden durch die Buchenkomplexkrankheit. So wurden im Herbst 2022 einige Rotbuchen zwischen Wallstraße und der Becher Mühle gefällt, da sie nicht mehr standsicher waren.[9]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hans Brangs: Erläuterungen zu Solinger Flur-, Gebäude-, Gewässer-, Orts- und Straßennamen. IV. Gewässer. StA Solingen.
  • Ludwig Lunkenheimer: Schleifkotten, Mühlen und Hämmer. 1990, S. 80.
  • Axel Birkenbeul: Mühlen, Kotten und Hämmer in Solingen. Suttonverlag, Erfurt 2014, ISBN 978-3-95400-467-6.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Lochbach (Itter) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Messung anhand Deutscher Grundkarte 1:5000
  2. a b Gewässerverzeichnis des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW 2010 (XLS; 4,67 MB)(Hinweise)
  3. a b Marina Alice Mutz: Der Lochbach. In: www.zeitspurensuche.de. Abgerufen am 2. April 2021.
  4. Biotope - Stiftung zum Schutz von Tier und Natur Solingen e.V. Abgerufen am 2. April 2021.
  5. a b Stadt Solingen: Landschaftsplan, www.solingen.de, Abruf: 2. April 2021
  6. Stadt Solingen: Gewässerkarte. In: solingen.de. Abgerufen am 10. Februar 2022.
  7. Stadt Solingen: Gewässerkarte. In: solingen.de. Abgerufen am 10. Februar 2022.
  8. a b Biotope im Lochbachtal. Abgerufen am 2. April 2021.
  9. Martin Oberpriller: Im Solinger Lochbachtal: Stadt fällt fast 200 Jahre alte Rotbuchen. 5. Oktober 2022, abgerufen am 7. Oktober 2022.